Projekt Nr. 50
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überbrechen – 3. Ausstellung in der Reihe Ausgewählt der Akademie der Künste
Bildprogramm für einen Raum
14. September bis 14. Oktober 2012
Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, Halle 3, 10557 Berlin
Hintergrundinformationen zur Titelfindung.

02.05.2012
Der aktuelle Arbeitstitel für die Ausstellung ist:
überbrechen

Mein
Sohn – dem ich mal zur Freude des Wittgenstein-Experten Gunter Gebauer einen Sprachumgang wie Heidegger assistierte (was sich natürlich auf fast jedes vierjährige Kind übertragen lässt) – beschwerte sich neulich mal, wir sollten ihn nicht ständig "überbrechen". Jede "Überbrechung" würde ihn stören. Klar: wir stehen und er sitzt auf dem Boden beim Spielen. Wir reden "von oben"... also unterbrechen wir ihn nicht, sondern überbrechen ihn.

Ich mochte das Wort sofort. Und es gibt / gab das Wort tatsächlich.
Neben einem nicht mehr gebräuchlichen "die Finger überbrechen" beschreibt es im Bergbau
das Gegenteil von "abteufen", was die "Herstellung von senkrechten Hohlräumen" (Schächten, Bohrlöchern) bezeichnet, die in der Regel dann noch irgendwie gefasst, also gegen einen Einsturz, ein Nachrutschen, gesichert sind.

"Überbrechen" bezeichnet(e) also einen ähnlichen Vorgang wie "abteufen", nur "von unten nach oben". (Quelle: Hochschularchiv Clausthal (Clausthal-Zellerfeld, Zeichnung vom Überbrechen eines Bergbauschachtes. Mit einer Abbildung einer Glasnegativplatte von 1930. Die so festgehaltene Zeichnung ist aber wesentlich älter... )

Und so ist es durchaus denkbar, dass man mit "
überbrechen" metaphorisch etwas durchaus Erstrebenswertes bezeichnen könnte. Bzw. eine Sehnsucht: das Weiterbohren vom aktuellen Standpunkt aus nach oben. Statt – treu doof deutsch – immer weiter in die Tiefe gehen zu wollen (also statt nach der Methode "mehr vom selben" und weiter bohren... einfach mal die Richtung wechseln.)

Interessanter Weise hatte das Wort "überbrechen" im Bergbau noch eine zweite Bedeutung: "einen Stollen vollständig abbauen" (Quelle: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Bd. 23, Sp. 148 bis 151)). "Vollständig abbauen" meint auch:
vollständig ausreizen. Das Letzte rausholen. Bis an die Grenze gehen. Auch diesen "Bedeutungsraum" finde ich schön.

Und wenn man schon beim
Bergbau ist: in den 90iger Jahren wurde oft vom "claimen" geredet. Man müsse "öffentlich werden" mit seinem Kram, um den Arbeitsansatz, die Idee, zu claimen, um so sicher zu stellen, dass man als Urheber – und nicht etwa als Nachahmer – einer Idee wahrgenommen wird. (Das war alles vor dem Internet. Klar.)


Außerdem bietet "überbrechen" noch die
Assoziationen zu "runterbrechen" (etwas so zu vereinfachen, dass es jeder versteht: ein Thema runterbrechen... gerne von Managern benutzte unsympathische Formulierung) und natürlich zu "brechen", also "kotzen", "abkotzen". Auch kein Fehler.

Und das der Google-Übersetzer "überbrechen" mit “
break through” übersetzt finde ich durchaus lustig: Aus "Zweite Skizze für die Einladungskarte zu meiner Ausstellung "überbrechen" im September 2012" wird da "Second sketch for the invitation to my exhibition "break through" in September 2012." [Ausserdem wird man noch gefragt, ob man nicht "verbrechen" meinte... ]



01.03.2012
1. Arbeitstitel für die Ausstellung:
The Danger of Words
Der Umstand, das der Titel auf Englisch, und noch dazu etwas platt moralisch, ist, störte mich etwas, aber ich mochte ihn trotzdem, weil er einiges von dem, was mich interessiert, anspricht und hoffentlich auch transportiert.

"The Danger of Words" war der Titel eines Buches eines Studenten von Wittgenstein, der von Wittgenstein dazu überredet wurde, das Philosophieren besser bleiben zu lassen und lieber Medizin zu studieren. Und das nicht etwa deshalb, weil die Leistungen des Studenten ungenügend gewesen wären, sondern weil Wittgenstein eine ausgeprägte Abneigung gegen das akademische Philosophieren hatte, es für sinnlos hielt. Und erst als dieser ehemalige Wittgenstein-Schüler dann im Ruhestand war, hat er dieses Buch geschrieben. Leider liegt es nur auf Englisch vor.

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