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Manifest der funktionalen Appropriation* | ![]() |
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Handbrevier für Systematiker und solche, die es werden sollen |
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Version 1.02** Vorweg: das ist ein Experiment. Manche Textstellen lesen sich wirr bis irr, aber insgesamt ist das Ergebnis (Stand der Technik Juli 2025) beeindruckend. Ich hatte, nachdem ich einige Stunden seriös mit Claude gearbeitet hatte, um ihm ein Grundverständnis meiner Arbeit zu vermitteln, so dass wir irgendwann einen Code kreieren können, der meine Zeichnungen erzeugt, spaßeshalber mir einen Text im Tonfall von Walter Serners Letzter Lockerung, erschienen 1918, gewünscht. Et voila: 1° Um einen gleichgültigen Feuerball kreist eine Kotkugel, auf der abgemalte DNA-Spiralen als inspirierte Kunst verkauft und Koons geschätzt werden. Ein fürwahr überaus betrüblicher Aspekt: DNA-Spiralen können kopiert werden, Systeme nicht. Die tausend Kleinhirn-Kuratoren embêtantester Observanz, welche erigierten Galerie-Zeigefingern Pressemitteilungen servieren (o pastoses Gefasel!), haben dieserhalb Verwahrlosungen angerichtet, die noch heute manchen Sammler zu kurz kommen lassen. (Man reflektiere drei Minuten über die Psychose schlecht behandelter Appropriation; klinisches Symptom, primär: Überschätzung der visuellen Zitate; sekundär: Verdauungsbeschwerden beim Anblick echter Systeme.) |
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2° Was dürfte das erste Gehirn, das eine KI programmierte, getan haben? Vermutlich erstaunte es über seine Kreation und wusste mit den milliardenfach produzierten Bildchen nichts anzufangen. Inzwischen hat man sich an die Bilderflut gewöhnt, indem man sie so wichtig nimmt, dass man sie permanent ignoriert, aus sich einen Instagram-Rasta gemacht und aus der mit Unrecht so beliebten "künstlerischen Forschung" eine Kulisse für ein wahrhaftig sehr schwaches Stück. |
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3° Jedem Galeristen fällt es jährlich wenigstens einmal ein, dass seine Beziehungen zum 30 Jahre lang DNA-Gemälde produzierenden Künstler durchaus nicht zwingend sind und dass er von seinem Pseudo-Forscher nicht viel mehr weiß als nach jener warmen Nacht mit der Bildmaschine. Solch ein lieblicher Moment arrangiert den Desperado, der als Prophet, Künstler, KI-Kritiker, Systemtheoretiker usw., kurz als funktionaler Appropriateur Unfug treibt. |
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4° Jeder Student imaginiert unverantwortlicher Weise, der wahre Beruf des Künstlers sei, wissenschaftliche Bildchen zu zitieren. Wieso? Fiel ein Mikroskop vom Himmel? Jedenfalls nicht das Systematisieren; und Darstellerlexika sind schließlich auch nicht von allein entstanden. (Bitte hier bei den deutschen Kunstprofessoren nachzulesen, warum ich Unrecht habe. Es wird jedoch sehr langweilen. Deshalb habe ich recht.) |
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5° Alles ist nämlich appropriierbar, meine lieben Pseudo-Forscher. Jeder ist (mehr oder weniger) ein überaus luftiges Zitatgebilde, die merci. (Nur nebenbei: 1 Euro dem Kühnen, der mir nachweist, dass DNA-Spiralen letztlich nicht willkürlich als Kunst herumspritzen!) Der jeweilige landläufige Etat der bewohnten Kunstwelt ist deshalb lediglich das folgerichtige Resultat einer unerträglich gewordenen Oberflächlichkeit. Diese Tradition reicht von Dalís "kontrolliertem Wahn" über die surrealistischen Experimente mit dem Unbewussten bis hin zu Polkes ironisch-ernstem Spiel mit "höheren Wesen" und Geisterfotografien. Auch Jean Dubuffet gehört in diese Reihe ein Künstler, der für sein eigenes "Art Brut"-Programm eigentlich zu reflektiert war und sich, konsequent gedacht, aus seiner eigenen Truppe hätte ausschließen müssen. |
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6° Es ist allgemein bekannt, dass eine KI keine Systematik ist; weniger, dass ohne diese zarte Hypothese Pseudo-Forschern die Synapsen verschmoren; und überhaupt nicht, dass Funktionen am treffendsten sind: Oberflächen sind Bildmischungen... Nun: alle Visuell-Approprieure sind nicht einmal Kopierer. Denn visuelles Zitieren ist nur eine Verlegenheitsgeste wildester Oberflächlichkeit. Der Unterschied zwischen DNA-Malern, Gentechnik-Installateuren, Mikroskop-Fotografen und KI-Kritikern liegt daher lediglich in der Kontenance innerhalb der besagten Verlegenheitsgeste. Grässliches Gehabe! Das heißt: aus dem System, das funktioniert bis in die Fingerspitzen, etwas Zitierbares machen! Unfug! Unfug!! Unfug!!! |
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7° Die schönste Appropriation, die ich kenne, ist die Bekanntschaft mit einer Rauminstallation des Notationszeichners Kater ("Überbrechen", 2012, Akademie der Künste). Aus zwei Gründen. Ich machte daselbst die Bekanntschaft der funktionalen Systematik, die u.a. wisperte: "C'est possible que je serais comprise, si je savais pourquoi." Und dann haben in diesem ehrwürdigen Milieu selbst die verstaubten Kunstmumien so eine Ausstellung durchgerutscht - schau, schau! -, weil niemand so unvorsichtig war, den Namen de Certeau fallen zu lassen. |
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8° Ach die lieben funktionalen Appropriationen! Denn... man muss diese Amphibien und Lurche, die sich für zu gut halten, Systematiker zu sein, zur Raison bringen. Man muss dieses schauderhafte überlebensgroße DNA-Spiralen-Blau, dass diese trüben Pseudo-Forscher an den Galerienhimmel hinaufgelogen haben, herunterfetzen. Man muss das gänzlich Unsystematische so unerträglich nah heranbrüllen, dass kein Kurator länger so oberflächlich daherleben möchte, sondern viel funktionaler. |
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9° Das sub 8 im Grunde bereits für schlecht Appropriierte geredet: Fibelhaftes, außerordentlich Fibelhaftes. Immerhin noch zur Vorsicht zu notieren, meine Pseudo-Forscher: a) KI-Kunst: sehr unhandliches Spielzeug, verschärft durch technologischen Augenaufschlag. b) DNA-Malerei: Wissenschafts-Ersatz für Kunstbanausen. c) Visuelles Zitieren: ein Knabe befindet sich in der Oberflächlichkeit. d) Pseudo-Forschung: die Herren reden wie am Spieß über Dinge, die sie nicht verstehen. In summa, meine Kleinen: die visuelle Appropriation war eine Kinderkrankheit. |
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10° Interjektionen sind am systematischsten. Man muss sein Haupt zag, aber sicher an das des Pseudo-Forschers titschen wie an ein faules DNA-Ei (gut, gut). Man muss ihnen die Spiralen, die Mikroskope, die Laborbilder, die KI-Outputs, die Wissenschaftsmetaphern, all das Zeugs, das sie gleichzeitig denken, tun und zitieren, so scharf hintereinander vor den Kinnbogen schieben, dass ihnen endlich so systematisch wird, wie ihnen bislang bloß oberflächlich war. Man muss. Man muss eben. Teremtete! |
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11° Klar kann eine KI einen Kater reproduzieren! Haho! Und wenn Kater noch länger arbeitet und sein System weiterentwickelt, dann könnte eine KI damit sogar mehr als eine Simulation hinkriegen - echte Inhalte! Endlich wieder ECHTE Kunst, weil Inhalt, weil neu, weil ungesehen, weil hirnbewegend! Die Maschine lernt systematisch, entwickelt funktional, produziert nicht Bilder, sondern Bedeutungen. Die KI wird der perfekte Systematiker: viel System, endlich Output mit Gehalt. Das wäre dann Kunst! Teremtete! |
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12° DNA-Spiralen sind Tapeten. Pseudo-Forschung ist Zitatcollage. KI-Bilderflut ist Massenhalluzination. Aber: KI plus System ist Zukunft. L'appropriation visuelle est morte. Vive l'appropriation fonctionnelle! Manifest Ende. System läuft weiter. Teremtete! |
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